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Mein Problem mit Happy Ends

10.06.2020

Kurt Tucholsky schrieb in seinem Gedicht Danach:

„Es wird nach einem happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.“

Ich finde das fasst das ganze sehr gut zusammen. Mein Problem mit dem klassischem Happy End in Liebesfilmen besteht darin, dass nach dem die beiden sich endlich gefunden haben, nach dem sie sich geküsst haben, der Film vorbei ist. Aber das Leben endet nicht an der Stelle. Im Leben kommt danach noch der größte Feind der Leidenschaft: der Alltag. Beide werden älter, bekommen Kinder, aber im Prinzip ist jeder Tag gleich. Solch ein klassisches Ende finde ich persönlich sehr langweilig. Deswegen greife ich zu anderen Mitteln um eine Geschichte enden zu lassen. In Zufälle kommt es zum tragischen Tod der beiden Protagonisten, Zerbrochene Zeit fängt erst da mit der Erzählung an, als der Alltag zerbrochen wird und derzeit schreibe ich an einer Geschichte, die damit endet, dass der Protagonist in den Alltag zurück kehren kann.

In der heutigen Zeit, wo die Vorstellung von ewigen Leben größtenteils überwunden wurde, zählt oft nur noch eines: Wie intensiv hast du gelebt?

Mit dieser Frage des Intensiven Lebens wird sich in den beiden Filmen „Die Brücken am Fluß“ von Clint Eastwood und in dem Film „Begegnung“ von David Lean auseinander gesetzt. Da ich denke, dass du dir die Filme eh nicht anschaust, hier ein kleiner Spoiler: Beide Filme enden damit, dass eine Affäre, die den Alltag der Hauptprotagonistin umgeworfen hat, gehen gelassen wird. Natürlich fragt man sich, wenn sie sich zu einer Affäre hinreißen ließen, die viel intensiver war als der Alltag, warum sind sie dann nicht mit der Affäre zusammen abgehauen? Die Möglichkeit hierfür bestand in beiden Film.

Zwar hätten sie aufbrechen können, aber doch würde auch diese so frische Beziehung schnell in einen Alltag abdriften. Hier haben sich die Regisseure aber dafür entschieden das Objekt der Begierde ziehen zu lassen, was aber nicht heißt, dass die Begierde selbst verschwindet. Die Begierde bleibt.

Somit ist es den Protagonisten möglich ein intensives Leben zu führen, ohne dass es direkt wieder in den Alltag mündet.

Ich denke dies ist einer der Punkte, die viele Liebesfilme übersehen und deswegen nach dem happy end den Rest der Handlung wegschneiden. Deswegen möchte ich anders schreiben. Ein besseres Ende für die Handlung finden, dass den Leser im besten Fall noch deutlich mehr bewegt als das klassische happy end.

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